Sorry, you need to enable JavaScript to visit this website.

Meine Mur die geb‘ ich nicht! Nein, meine Mur, die geb‘ ich nicht!

Betty Baloo am So., 22.01.2017 - 12:38
Bilder
Betty Baloo Protestiert gegen das geplante Murkraftwerk Graz-Puntigam

So ein Aktivist*innenleben ist ganz schön anstrengend! Da wird nicht gefragt, ob es brennheiß oder wie heute eiskalt ist. Da muss man raus, weil man zeigen will, dass man von “hoher Politik” Verordnetes, nicht unwidersprochen hinnehmen möchte.

Beim heutigen Protestmarsch ging es um unseren Mutter-Fluss die Mur in Graz. Schön langsam aber sicher wird die alte Dame, die bis vor kurzem auf ihrer ganzen Strecke noch wild dahingeplätschert ist, künstlich ruhig gestellt.

Die Politiker*innen verkaufen uns das geplante und bereits begonnene Murkraftwerk als besonders gut und punkten bei einem breiten Teil der Bevölkerung mit der Aussage, dass “grüne Energie” (ergo umweltverträgliche Energie) produziert wird, was ich mir im Vergleich zu Atomenergie gerne erklären lasse.

Wenn es um die Schaffung von Arbeitsplätzen geht, sagt mein Bauchgefühl aber “Achtung” (!) und gibt zu bedenken, dass die bis zum Bauende 2019 geschaffenen 1.800 Arbeitsplätze dann wieder weg fallen. Im Gegenteil, nach Fertigstellung werden drastisch mehr Arbeitsplätze durch die Automatisierung und Einführung von “Smart Meter” vernichtet sein, weil man Beschätigte schlichtweg nicht mehr braucht wird, weil man Scheibchen um Scheibchen alle Pflichten und Risiken auf die Endverbraucher umgewälzt haben wird.

Finanzlandesrat Schickhofer hat in seiner Rede im Landtag behauptet, dass nach der Errichtung des Kraftwerkes rund 40.000 strombetriebene Fahrzeuge gespeist werden können. Das mag schon stimmen. Was er aber nicht gesagt hat, dass diese Fahrzeuge weder in Graz noch Österreich herumfahren werden. Meine Recherche hat ergeben, dass laut Statistik nämlich mit 31.12.2016 lediglich 9.071 strombetriebene Fahrzeuge in ganz Österreich angemeldet waren. Dass es bis Ende 2019 40.000 sein werden, wage ich zu bezweifeln.

Offensichtlich hält er uns mit dieser Aussage absichtlich im Unklaren darüber, dass ein Guttteil - man vermutet 90 % des produzierten Stromes - ins Ausland verkauft werden.

Moment mal, wenn das so ist, dann erwirtschaften doch die Betreiber ein hübsches Sümmchen Geld damit, oder? Und wenn das so ist, dann bekommen alle Grazer*innen die Errichtungskosten zurück, oder? Oder wer steckt den Profit ein?

Auf die Aussage, dass im Zuge der Errichtung des Murkraftwerks ein Naherholungsgebiet geschaffen werden wird, darauf kann ich nur lachen (auch wenn mir danach dar nicht zu Mute ist). Wer diesen Blödsinn glaubt, der ist bis jetzt noch nicht in den Murauen herumgestiefelt, in die Pfützen gehüpft, durch Schotterstraßen gefahren und hat die Vögel singen hören und die Hasen flüchten sehen!

Auch hier befürchte ich eher, dass Areale an zahlungskräftige Konzerne und Investoren verkauft werden könnten, was dazu führen würde, dass die Murauen nicht mehr konstenfrei für jede(n) Bewohner*in dieser Stadt zugänglich sein könnten. Denn wie schon Kaiser Vespasian wusste: “Pecunia non olet” (Geld stinkt nicht!) Der musste es ja wissen, denn er hat im ersten Jahrhundert nach Christus die Latrinensteuer eingeführt, um den Staatssäckel aufzufüllen. Leicht möglich, dass das unsere “Stadtherren und -damen” auch wollen.

Für mich steht hingegen außer Zweifel, dass die Errichtung des Murkraftwerkes einen einschneidenden Eingriff in den Lebensraum anderer Individuen, eine drastische Belastung für alle Grazer*innen und einen nicht wieder gutzumachenden Eingriff in die Natur darstellt. Fest steht für mich auch, dass ich so ein Schlamassel meinen Kindern nicht hinterlassen möchte, weil ich mir wünsche, dass meine Urenkel Blumen, Bäume, Tiere und Wildnis nicht nur aus dem Bilderbuch kennen!

Fotos vom Marsch: https://www.facebook.com/bettybaloo/media_set?set=a.1185610561487649.1073741844.100001161492296&type=3

 

Schlagworte